Gemälde | Die Bekehrung des Paulus

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Gemälde | Die Bekehrung des Paulus

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Die Bekehrung des Paulus

 

gemalt & vollendet 1549 von Lucas Cranach dem Jüngeren

 

Am 25.06.2022 wurde diese Kopie

dem Förderverein Schloss Mansfeld e.V. zum 25-jährigen Jubiläum

durch Adelbert Graf von der Recke überreicht.

 

Christus erscheint Saulus (Paulus). Der stürzt vom Pferd – geblendet durch das starke Licht – mit nach oben gestreckten Armen und hört eine Stimme (Apg. 9): „Saul, Saul, was verfolgst du mich!“ Paulus fragt: „Herr, wer bist Du? Und erhält zur Antwort: „Ich bin Jesus, den du verfolgst.“ Christus weist Paulus auf Damaskus, hier im Gemälde durch Mansfeld dargestellt, hin und sagt: „Gehe in die Stadt, dort wird man dir sagen, was du tun sollst!“

Die Gestalt des stürzenden Paulus erinnert an Martin Luther, der auf dem Weg von Mansfeld zu seinem Studienort Erfurt am 02.07.1505 in Stotternheim von einem Gewitter überrascht wird, ein Blitz schlägt neben ihm ein, er fürchtet um sein Leben und verspricht die völlige Umkehr seines bisherigen Lebens: Statt Jura-Studium nun Theologie, statt unbekümmertem freien Leben der Gang ins Kloster. Am 17.07.1505 tritt der noch nicht 22-jährige in Erfurter Augustinerkloster ein.

Die begleitende Reiter- bzw. Soldatengruppe ist geteilt: Links 4 Reiter, die von den Umständen dieses besonderen Ereignisses kaum etwas verstehen. Reiter und Pferde bleiben stumm. Die rechte Reitergruppe zeigt pure Dynamik, hilfsbereites Herbeieilen, Entsetzen, Abkehr. Auch die Pferde bäumen sich auf, das Pferd von Paulus stürzt zu Boden, andere sind noch im Galopp-Sprung oder schlagen nach hinten aus.

Unter den Begleitern gibt es auffallende Persönlichkeiten. In der rechten wie linken Gruppe gibt es zwei Männer im rotbraunen Mantel. Ihr hoher Judenhut weist sie als Schriftgelehrte oder Pharisäer aus. Cranach rekonstruiert wohl richtig, dass bei der Reise von Paulus nach Damaskus mit dem Auftrag, die in Damaskus lebenden Christen gefesselt nach Jerusalem zu bringen, ihn Pharisäer begleiteten, um sicher zu gehen, dass der Auftrag auch vollständig und korrekt durchgeführt würde, d.h. die junge christliche Gemeinde in Damaskus (Verweis auf Mansfeld 1953) vollständig ausgelöscht wird.

Der rechts im Bild reitende Pharisäer muss nun erleben, dass Jesus von Nazareth, den man gerade ans Kreuz genagelt und getötet hatte, ihm nun doch als Gottes Sohn erscheint. Er wendet sofort sein Pferd und bereitet seine Flucht vor.

Vorne rechts steht ein Man in schwarzer, spanischer Tracht. Wollte Lucas Cranach auf den Jesuitenorden hinweisen? Dessen Ordensregel hatte Papst Paul III. gerade (1540) offiziell genehmigt und ihm den Ehrentitel „militantis ecclesiae“ (kämpfende Kirche) verliehen. In der baldigen Gegenreformation sollte der Jesuitenorden die Speerspitze der katholischen Kirche werden. Das Trienter Konzil als Start der Gegenreformation hatte bereits begonnen (Dezember 1545). Die Streitaxt in der Hand des spanischen Herrn und sein nach hinten ausschlagendes Pferd kündigen Bereitschaft zum Konflikt und Widerstand an.

Ein Bild mit vielen Themen:

  • Die Bekehrungsgeschichte von Paulus und indirekt auch von Luther
  • Der Heilsweg des Alten Testaments (Gesetz, Tempel & Opfer)
  • Der Heilsweg des Neuen Testaments (Christus, Gnade & Barmherzigkeit)
  • Die beiden Protagonisten Paulus und Luther, die ihr Leben für diesen Heilsweg durch Jesus Christus einsetzen
  • Die Ankündigung der Gegenreformation
  • Die erste christliche Gemeinde in Damaskus – Mansfeld
  • Seit 70 Jahren Evangelisation an jungen Menschen in Mansfeld, seit 25 Jahren Förderverein

1972, vor 50 Jahren, hat Dr. Irene Roch(-Lemmer) in einem Vortrag im Rahmen eines Lucas-Cranach-Kolloquiums der versammelten Kunst-Geschichts-Fakultät nachgewiesen, dass das abgebildete Schloss nicht das kurfürstliche Schloss Torgau oder gar die Wartburg sein kann, sondern Mansfeld ist. Die Mansfelder Renaissance-Schlösser Vorder-, Mittel- und Hinterort, die gotische Kirche, die Minenbastion, alles ist deutlich zu erkennen.

Auftraggeber dieses Bildes ist vermutlich Albrecht Graf von Mansfeld-Hinterort. Als das Bild 1549 fertig gemalt war stand Albrecht seit 2 Jahren unter der Reichsacht (vom Kaiser geächtet), war heimatlos, enteignet, flüchtig, rechtlos, arm und konnte das Bild nicht bezahlen. Das Bild wanderte dann von Hand zu Hand, von Museum zu Museum (heute befindet sich das Original im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg). Das heißt das Bild war nie in Mansfeld und kommt nun nach fast 500 Jahren endlich nach Hause auf den Mansfelder Schlossberg.

Originale Größe: 115 x 167,2 cm        Unsere Kopie: 80 x 115 cm

Adelbert Graf von der Recke bei seinen Ausführungen zum überreichten Gemälde

Geschrieben von

Falk

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